Das Fürst-Pless-Horn ist fester Bestandteil des jagdlichen Brauchtums und hat als solches einen sehr hohen Stellenwert. Daher ist das Blasen auf dem Fürst-Pless-Horn auch in unserem "Parforcehorn-Verein" obligatorisch. Neben der musikalischen Ausbildung des Bläsernachwuchses greifen wir auch auf das "kleine Horn“ zurück, wenn man seine Vorteile voll ausspielen kann: Handlichkeit und ein kristallklarer Klang der weit in Berg und Tal zu hören ist. Somit begleitet es uns, wenn wir in Wald und Flur unterwegs sind: sei es auf Wanderungen, unserer Vatertagsfeier im Weiten Tal oder bei der musikalischen Begleitung einer Jagd.
In seinem Aufbau und Aussehen entspricht das Horn weitgehend dem Jagdhorn das bei fürstlichen Jagden des 16. Jahrhunderts geführt wurde.
Das "Jägerbuch" von Jacques du Fouilloux von 1561 beinhaltet "des Jägers Horn und Stimm und wie er sich deren auf der Jagd, recht gebrauchen soll". Mit seinen Notenbeispielen und bildlichen Darstellungen ein Standardwerk dieser Zeit, das ab 1590 auch in deutscher Sprache weite Verbreitung fand. Dieses Werk fällt also in die Zeit des Pfalzgrafen Johann Casimir, eines leidenschaftlichen Jägers, der über enge Kontakte nach Frankreich verfügte. Sicher war dieser Horntyp bei den Jagden des traditionellen "Jäger aus Kurpfalz" in Heidelberg und Umgebung im Gebrauch.
Seinen heutigen Namen und seine endgültige Form erhielt das "kleine Horn" von Hans-Heinrich XI. Fürst von Pless. Als preußischer Oberstjägermeister hatte er in den 1860er Jahren die Idee Jäger zu Fuß mit einem kleinen Signalhorn in der Tonart B-Dur einheitlich auszurüsten. Ab 1870 wurden von der Firma Franz Hirschberg in Breslau "Pless'sche Jagdhörner" gebaut.
Gemeinsam mit dem Buchhändler J. Rosner ließ Heinrich XI. Fürst von Pless ab 1878 eine Notensammlung herausgegeben, die bis 1898 siebzehn Auflagen erfuhr. Die dort abgedruckten Jagdsignale sind bis heute unverändert geblieben. Im 20. Jh. wurden lediglich einige Signale ergänzt: Notruf, Hunderuf, Wild ablegen, Treiberwehren, Treiber in den Kessel, Muffel tot (Clewing), Raubwild tot (Stief) und Auerhahn tot (Stief).
Interessant sind die zehn enthaltenen Jägermärsche, die bereits als ein Schritt in Richtung Unterhaltungsmusik gesehen werden können, sofern sie nicht ausschließlich militärisch genutzt wurden. Alle Märsche sind zweistimmig gesetzt. Nur sechs von ihnen wurden von Reinhold Stief in sein "Handbuch der Jagdmusik Band 2" übernommen. Damit auch die anderen vier Märsche nicht in Vergessenheit geraten, hier alle Märsche als Klangbeispiel (1. Stimme):
Rosner: Nr. 34, Nr. 35, Nr. 36, Nr. 37:
Rosner: Nr. 38, Nr. 39, Nr. 40, Nr. 41:
Rosner: Nr. 41, Nr. 42:
Hier eine Übersicht der Unterschiede zwischen der Originalausgabe von Rosner und den Jägermärschen in Reinhold Stiefs "Handbuch der Jagdmusik Band 2":
Die gesamte Notenausgabe wurde von der polnischen Nationalbibliothek digitalisiert. Hier eine druckfähige Überarbeitung als Download: